Ev. Waldfriedhof Rangsdorf

Ein Friedhof ist nicht nur ein Ort der Trauer, der Besinnung und der Stille,

 

sondern auch ein Ort der Begegnung mit alten Bekannten und Nachbarn, der Begegnung mit Traditionen, der Begegnung mit der Geschichte, des Gesprächs, der Natur, des Friedens, der Kultur und für diesen oder jenen Menschen der Begegnung mit Gott.

 

Rundgang

 
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Der Architekt Ernst Rang

Ernst Rang

 

Stephan Rüdiger, Michael Krüger

 

Ernst Rang war Architekt in Rangsdorf. Er wurde am 07. September 1868 in Posilge (heute poln. Żuławka Sztumska) im westpreußischen Kreis Stuhm als Sohn des Hofbesitzers Carl Emil Clemens Rang und seiner Frau Therese Rang geb. Dietel geboren. Ernst Rang starb als Bürger von Rangsdorf am 12. März 1937. Er hatte zwei Geschwister, Paul (1865 – 1945) und Karl (1872 – 1927).

 

Der Architekt Ernst Rang

 

Ernst Rang leistete seinen Militärdienst als Einjährig Freiwilliger beim 1. Preußischen Eisenbahn-Bataillon in (Berlin-)Schöneberg und lernte dabei das an der Militärbahn gelegene Rangsdorf kennen. Die zufällige Namensgleichheit mag sein Interesse an Rangsdorf noch befördert haben. Nach dem Studium wohnte und arbeitete Ernst Rang zunächst im Gebiet des heutigen Berlin, wo er auch seine spätere Frau, Anna Hedwig Buchwald (gest. am 21. März 1964 in Rangsdorf) kennen lernte. Bereits 1895/96 kaufte er ein Grundstück in der Rangsdorfer Lindenstraße (heute Lindenallee), das er zunächst mit einem Gartenhäuschen bebaute. Ernst Rang bezeichnete sich daher stolz als „erster Siedler von Rangsdorf“.  1910 baute er dort ein Wohnhaus mit Blick zum See und gab seinen Berliner Wohnsitz auf.  Bereits in Rangsdorf wurde am 07. Juli 1905 seine erste Tochter Charlotte geboren (gest. 1946), weitere Kinder waren Erna (13.06.1906 –1997) und Hans (25.10.1907 – 1963).  

Ab 1902 ist die Tätigkeit von Ernst Rang als Architekt nachweisbar, häufig gemeinsam mit seinem Sozius  Arnold Silbersdorf, wobei er zunächst in Berlin, spätestens ab 1929 nur noch in Rangsdorf firmierte. Die erfolgreiche Teilnahme an verschiedenen Ausschreibungen zu Architektenwettbewerben mit 1. Preisen und anderen Anerkennungen (Häuser und/oder Gärten im Harz, im Niederbarnim, in Berlin) ist dokumentiert. Als ein Beispiel seines eher konservativen und dabei sehr funktionalen Schaffens sei der Entwurf und die Bauleitung für den Bismarckturm in Lichtfelde auf dem 68 m hohen Waldberg (heute Jasna/Polen) angeführt (1913 – 1915). Das war ein aus Backsteinen erbauter 29 m hoher Turm mit quadratischen Sockelgrundriss, auf dessen Spitze bis ca. 1929 jährlich das Johannisfeuer entzündet wurde. Nach Kriegsende wurde der Turm gesprengt.  Zahlreiche weitere Nachweise der Entwürfe und Bauten von Ernst Rang sind noch vorhanden, so u.a. in den Bildbänden „Sommer- und Ferienhäuser der Woche“ bzw. „Hausgärten“. In Berlin-Hermsdorf am Waldseeweg steht ein Haus, das erst später nach seinem 1907 preisgekrönten Entwurf gebaut wurde (Quelle: Berliner Morgenpost vom 30.11.2002).

In Rangsdorf gibt es besonders viele Zeugnisse für das Wirken des Architekten Ernst Rang. So wurden zahlreiche Neubauten während der Besiedlung in den 20iger und 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts von ihm entworfen, die zum heutigen Bild von Rangsdorf beitragen. Beispiele sind (1928) das 10-Familienhaus als Ausgleichswohnungen im Südgelände im Spechtweg 1-8, das Haus Quandt und das Haus Köster in der Lindenallee, 1930 das Landhaus Körner (früher: Friedrich-Ebertstraße 55-57), das Haus Lieke in der Seebadallee (heute Schlüpenhof) sowie 1925/26 das Haus Georg Rapp im Falkenflur. Nicht realisiert wurde sein Ausbauentwurf für ein Strand-Casino (1930), für das auch Bruno Taut und Otto Werner Entwürfe einreichten, wobei Werner den Zuschlag erhielt. Unter den Rangsdorfer Bauten von Ernst Rang sind das  „Rote Haus“ von 1930 sowie die Friedhofskapelle von 1936  besonders hervorhebenswert. Das Rote Haus ist eine Schule, die in einer für die damalige Zeit vorbildlichen Weise Schulräume mit (ehemals) Wannenbad, Lehrküche, Hausmeisterwohnung und Raum für die Gemeindeverwaltung funktional verband.

 

Das Rote Haus der Rangsdorfer Grunschule

 

Für die Friedhofskapelle arbeitete Ernst Rang ab 1930 eine Reihe verschiedener Entwürfe aus, die alle noch vollständig erhalten sind. Diese Entwürfe spiegeln die letztendlich fruchtbare Auseinandersetzung zwischen der Kreativität des Architekten und dem engen finanziellen Spielraum des Auftraggebers wider. Der realisierte Entwurf ist ein schlichter runder, würdiger Bau, der neben dem Andachtsraum im Erdgeschoß noch im Keller eine Leichenhalle enthält. Anhand der vorhandenen Rang’schen Bauzeichnungen konnte die Kapelle aufwendig original restauriert werden. Das Ende der Restaurierungsarbeiten wurde am 03.April 2005 mit einer Weihefeier würdig begangen.

 

Die Friedhofskapelle 1936

 

Ernst Rang war ein warmherziger, bescheidener, am öffentlichen Leben interessierter Bürger, der sich auch in der Gemeinde vielfach engagierte. So arbeitete er beispielsweise als Gemeindeschöffe. Er war Mitglied im Bund deutscher Architekten (BdA) und im Haus- und Grundbesitzerverein Rangsdorf. Für die monatliche Zeitschrift des Vereins „Das Seebad“ schrieb er mehrere Beiträge. 1929 hielt er auch Vorträge über den Landhausbau im Haus- und Grundbesitzerverein Rangsdorf in den Berliner Kammersälen. Seine Kinder waren in Rangsdorf sportlich aktiv, so war die Tochter Lotte (Charlotte) Rang von 1928 bis 1931 Schriftführerin im Wasser-Sport-Club Rangsdorf und der Sohn Hans Rang gewann die Bahnmeisterschaft 1929 beim Schützenfest in Rangsdorf. Hans Rang betrieb eine Gartenbaufirma in der Frühlingsstraße  mit einem großen Dahliensortiment.

 

Ernst Rang starb unerwartet und noch im Berufsleben stehend am 12. März 1937 im Alter von 68 Jahren an einer Embolie in der Charité in Berlin. Seine Witwe Hedwig Rang, die ihn um 27 Jahre überlebte, konnte das gemeinsame Wohnhaus nicht mehr halten und zog mit ihrer Tochter Erna und deren Mann in ein deutlich kleineres Haus (Großmachnower Allee 11), in dem heute noch die Enkeltochter Ursula wohnt. Das alte Wohnhaus der Familie Rang zeigt sich heute nach liebevoller Renovierung durch seinen Besitzer wieder in alter Würde.

 

Ernst Rang erhielt am 19. April 2009 anlässlich des 100jährigen Bestehens des Rangsdorfer evangelischen Waldfriedhofes ein Ehrengrab, an genau der gleichen Stelle,  an der 1937 für ihn das zweite Urnengrab in Rangsdorf vergeben worden war.  

Von seinen Nachkommen leben seine Enkeltochter Ursula verh. Hildebrandt/Rüdiger (geb. 1943; Tochter von Erna Lieske, geborene Rang), und deren Söhne und Enkel in Rangsdorf.

 

 

Ehrengrab von Ernst Rang